Die Gartenanlage des Tuppenhofs
Hof- und Gartenanlagen des Tuppenhofes haben sich im Laufe von Jahrhunderten kontinuierlich entwickelt und auch immer wieder verändert. Auf Grundlage der Bauforschung ist davon auszugehen, dass der Hof schon vor dem Dreißigjährigen Krieg entstanden ist.
Im Zuge der planerischen Bearbeitung wurde die Vermutung bestätigt, dass auch gartendenkmalpflegerisch bedeutsame historische Relikte erhalten sind, die zumindest in Ansätzen die wesentlichen Grundstrukturen des ehemaligen Bauerngartens erkennen lassen.
In der Örtlichkeit noch nachvollziehbar waren folgende historische Strukturen, die mit größter Wahrscheinlichkeit auf den Zustand der Anlage zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgehen.
Noch sichtbare historische Strukturen
aus dem 19. Jahrhundert waren...
- ...Relikte des ehemaligen Bauerngartenbereiches mit noch lückenhaft vorhandenen alten Beet-Einfassungen aus Buchsbaum und einer durchgewachsenen Eibenhecke, die noch recht gut die ursprüngliche Form des durch ein Wegekreuz in vier Teile gegliederten Gartens erkennen ließen.
- ...der östlich anschließende Obstwiesenbereich
- ...der Altbaumbestand im Bereich der Obstwiese und der Straßenfront
Aufgrund der oben beschriebenen Quellenlage, einem sehr engen finanziellen Rahmen und der in Zusammenhang mit der Museumsnutzung zu berücksichtigenden funktionalen Vorgaben, wurde ein Gestaltungskonzept für die Außenanlagen entwickelt, das im wesentlichen auf folgenden Überlegungen basiert:
Gestaltungskonzept für die Außenanlagen:
Erhalt vorhandener Eibenhecke
Erhaltung der vorhandenen Eibenhecke und Buchseinfassungen in ihrem jetzigen Zustand als wertvolle historische Zeitdokumente. Verzicht auf radikalen Rückschnitt zur Wiederherstellung der ursprünglich vorhandenen heckenartigen Ausbildung. Behutsames seitliches Zurücknehmen der Eiben ohne den mittlerweile entstandenen Alleecharakter und die besondere Atmosphäre des Ortes zu zerstören.
Verzicht auf Rekonstruktion
Verzicht auf die Rekonstruktion des ehemaligen Bauerngartens aufgrund der ungenügenden Quellenlage und der Tatsache, dass eine in diesem Zusammenhang erforderliche radikale Zurücknahme der „Eibenallee“ nicht zu vertreten ist.
Ergänzung historischer Wegestrukturen
Ergänzung der vorhandenen historischen Hecken- und Wegestrukturen (Grobstrukturen) des ehemaligen Bauerngartens zur Wiedersichtbarmachung der ursprünglichen Flächengliederung (Wegekreuz mit begeleitenden Hecken). Die Nachvollziehbarkeit von Orginalsubstanz und ergänzenden Pflanzungen soll durch entspr. differenzierte Pflege erhalten bleiben. Auf eine weitere Binnengliederung (Feinstrukturen) soll aufgrund der schlechten Quellenlage, des hohen Pflegeaufwandes und der mittlerweile ungeeigneten Standortbedingungen verzichtet werden.
Auf Basis des vorhandenen Bestandes (überwiegend Efeu) wurde stattdessen eine zur Verwilderung geeignete Mischpflanzung unter Anreicherung mit typischerweise in Bauerngärten verwendeten Stauden entwickelt.
Behutsame Entnahme von Sträuchern
Ergänzend wurden einzelne Sträucher entnommen, die als Sämlingsaufwuchs im Randbereich die ehemals strengen Konturen des Bauerngartens verunklarten.
Einbeziehung der Nutzgartenflächen
Räumliche und gestalterische Einbeziehung der entlang der Südgrenze angelegten Nutzgartenflächen, die von Mitgliedern des Fördervereins betreut und vorbildlich gepflegt werden.
Wassergebunden befestigte Fläche
Anlage einer wassergebunden befestigten Fläche als Umgang und Aufenthaltsflächen auf der Südseite (Gartenseite) des Gebäudes. Diese Bewegungsflächen sind in Zusammenhang mit der Museumsnutzung zwingend erforderlich. Ergänzend wurden Pflanzbeete vor dem Gebäude zur Gartenseite hin mit einer der Gesamtsituation angemessenen bäuerlichen Staudenbepflanzung hergestellt.
Regeneration der Streuobstwiese
Erhalt und mittel- bis längerfristig Regeneration der Streuobstwiese.
Der noch vorhandene Altbestand an Obstbäumen ist zwar partiell abgängig, prägt jedoch wesentlich den z.Zt. romantisch verwunschenen Charakter der Gesamtanlage und sollte möglichst lange unter Beachtung der zu gewährleistenden Verkehrssicherheit erhalten werden.
Unterschiedlich nutzbare Wiese
Anlage einer für unterschiedliche Aktivitäten nutzbaren Wiese westlich des ehemaligen Bauerngartens. Südlich anschließend wurde in Eigeninitiative des Fördervereins ergänzend ein kleineres Feuchtbiotop angelegt sowie Stallungen für Kleintierhaltung vorgesehen.
Dieser Bereich, der inhaltlich keinen direkten Bezug zur historischen Anlage des Tuppenhofes hat, ist als bewusst integrierte moderne Bereicherung der Außenanlagen zu verstehen, die vor dem Hintergrund der vorgegebenen Museumsnutzung und der Vermittlung auch zeitgemäßer ökologischer Aspekte zu sehen ist.
Gepflegt wie traditionelle Bauerngärten
Die Anlage soll entsprechend der Tradition von Bauerngärten einen „gepflegten Eindruck“ machen, ohne jedoch zu perfekt oder gar steril zu wirken. Besonders im Bereich der Krautsäume entlang von Gehölzbeständen und Wegeflächen soll die Entwicklung einer naturnahen Kraut- und Gräserflora gefördert werden. Die dadurch entstehenden „weichen“ Abgrenzungen von befestigten Flächen sind durchaus planerisch gewollt und entsprechend dem Charakter eines bäuerlichen Anwesens.