Schreibwerkstatt: Die Welt in Silben

Poesie in drei Zeilen - Workshop auf dem Tuppenhof

„Mit Worten warten
nur ein paar Minuten lang
traumtanzen gehen“.

Was man da liest, ist ein Haiku. Ein dreizeiliger Vers, der aus 5 plus 7 plus 5 Silben besteht. Eine traditionelle japanische Gedichtform, die heute weltweit verbreitet ist. Man kann auch sagen: das Haiku ist die kürzeste Gedichtform der Welt. Zu den bedeutendsten Haiku-Dichtern zählen Matsuo Bashō (1644 –1694), Yosa Buson (1716 – 1783), Kobayashi Issa (1763 – 1827) und Masaoka Shiki (1867 – 1902). Bashō erneuerte mit seinen Schülern die Haikai-Dichtung und ermöglichte ihr die Anerkennung als ernsthafte Literatur.

Beim Workshop - der ersten Veranstaltung in der Reihe „Dienstag im Tuppenhof“ in Kooperation mit der vhs kaarst-korschenbroich - ging es darum, sich darin zu üben, die Welt in einem Augenblick zu spiegeln oder einen Natureindruck einprägsam wiederzugeben. Dass das mit nur wenigen Silben möglich ist, haben japanische Haiku-Meister mit ihren traditionellen Kurzgedichten schon vor Jahrhunderten gezeigt.

Dozentin Michaela Kura, Designerin, Medien- und Literaturwissenschaftlerin, erklärte den Teilnehmern diese Kunstform. Haikus sind poetische Schnappschüsse, spannungsreich, meist jahreszeiten- und naturbezogen und sollen Bilder im Kopf erzeugen. Die Sprache soll schlicht, einfach und bildhaft sein, der Text soll wirken, nicht der Dichter. Was sich zuerst etwas schwierig anhörte, erwies sich in der malerischen Kulisse des Tuppenhofes als eine höchst inspirierende Angelegenheit und jeder der Teilnehmer
brachte in einer kreativen Pause seine selbst gedichteten Haikus auf Papier.

„Grotte im Bauerngarten
aus altem Sandstein gemauert
Madonna im Kerzenlicht“.

Beim nächsten „Dienstag im Tuppenhof“ am 4. Juni um 20 Uhr lädt Kräuterpädagogin Uschi Rau ein zum Thema: „Frühlingskräuter – Kräuter für Leib und Seele“. Dabei werden die Teilnehmer u.a. die Kräuter aus dem Bauergarten im Tuppenhof zu ausgesprochen leckeren Gerichten, Smoothies und Gelees verwerten.

Foto: Copyright by Klaus Stevens Kaarst – hier: Tuppenhof Vorst.