Auszeichnung für Margarete Schopen-Richter für ihr Buch „Jömmich nee“

v.l.: Jürgen Rau (Geschäftsführer des Tuppenhofs), Dagmar Träger (Kulturausschuss-Vorsitzende), Dr. Britta Spies (Kuratorin), Margarete Schopen-Richter (Künstlerin und Autorin); Foto: (c) Klaus Stevens
v.l.: Jürgen Rau (Geschäftsführer des Tuppenhofs), Dagmar Träger (Kulturausschuss-Vorsitzende), Dr. Britta Spies (Kuratorin), Margarete Schopen-Richter (Künstlerin und Autorin); Foto: (c) Klaus Stevens

Heimat ist nicht nur ein Ort sondern auch ein Gefühl

Im August ging auf dem Tuppenhof die Jahresausstellung 2024 zu Ende, die unter dem Titel „Flickschuster und Repair-Cafés“ viel Beachtung bei Bürgerinnen und Bürgern weit über Vorst hinaus fand. Die Exposition war Teil der Ausstellungsreihe ERDUNG des Museumsnetzwerkes Rhein-Maas, das Geschichte und Kultur im Wandel der Zeit sichern und sichtbar machen will. Im Tuppenhof wurde die Ausstellung zum 25-jährigen Jubiläums des „Museums für Bäuerliche Geschichte und Kultur“ konzipiert und organisiert von Dr. Britta Spies, seit 2006 Leiterin des Rheinischen Schützenmuseums in Neuss und Kuratorin des Tuppenhof-Museums in Zusammenarbeit mit Margarete Schopen-Richter, Künstlerin aus Grevenbroich. Die Künstlerin ist Autorin des Buches „Jömmich nee“, in dem es um eine Kindheit in den 50-er Jahren in dem kleinen Ort Otzenrath im Rhein-Kreis-Neuss geht, ihre Kindheit. Britta Spies fand den Inhalt des Buches und die darin gezeigten Installationen passend zum Tuppenhof und zur Ausstellungsthematik. Sie schlagen einen Bogen vom wertschätzenden, erhaltenden Umgang mit Dingen aus der Vergangenheit zum oft achtlosen Ge- und Verbrauch in der heutigen Zeit und verliehen der Ausstellung Authentizität.

„Das Buch ist das Ergebnis der letzten 25 Jahre“ so die Autorin in einem Gespräch. Damals entschied sie nach einer therapeutischen Ausbildung, nicht in ihren alten Beruf als Dipl.-Sozialarbeiterin zurückzugehen. Stattdessen – auch nach Beschäftigung mit der Genealogie (Ahnenforschung) ihrer Familiengeschichte – folgte sie ihrem Impuls und traf die Entscheidung, sich künstlerisch mit Dingen, die ihr ganzes Leben beeinflusst haben, auseinanderzusetzen. „Ich nahm mir die Freiheit, eine für mich sehr persönliche Entscheidung zu treffen, denn Zukunft braucht Erinnerung“. Am Anfang standen die als Kind erlebten Ereignisse und Erinnerungen an eine oft auch schmerzhaft empfundene Vergangenheit. Fragmente einer Kindheit in Otzenrath, einem Ortsteil in Jüchen, der dem Tagebau Garzweiler zum Opfer fiel und heute so nicht mehr vorhanden ist, „da er dem Erdboden gleichgemacht wurde“. Deshalb sei ihr Erinnerung und die Begegnung mit Heimat so wichtig und den Menschen dort, den Gegenständen und der Sprache, den Geräuschen, Gerüchen und dem Essen. Und – ja – auch die Erinnerung an kleinere und größere Traumata, an die Erfahrung von Fremdheit in der eigenen Familie und an die jeglicher Zukunft und Entwicklung entsagenden und entmutigenden Worten des Vaters „du hieerods jo doch“.

Margarete Schopen-Richter ist eine „Sammelnde und Bewahrende“. Sie rettete nicht nur ihre Erinnerungen sondern auch Gegenstände aus ihrem Elternhaus und Nachbarhäusern, bevor sie verschwunden waren, z.B. alte Tapeten und Farben. „Sie habe eine Affinität zu alten Sachen, komme gut damit klar und brauche nicht immer neu zu kaufen“, betont sie. All das findet sich in ihrer Kunst und ihrem Buch wieder. Vieles von dem wurde in der Ausstellung präsentiert und es entstand ein sehr persönliches, bewegendes Zeitzeugnis. Geborgenheit und Fremdheit liegen eng beieinander und man kann sich vorstellen, durch welch harten Prozess der Reflektion und Vergangenheitsbewältigung die Künstlerin beim Schreiben und der Gestaltung ihres Buches gegangen ist. „Beim Lesen des Buches und beim Betrachten der Ausstellung wird jeder unweigerlich auch mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert“, so die Künstlerin. „Die Menschen waren sehr interessiert, haben Parallelen zu ihrem eigenen Werdegang wiedererkannt und es ihren Kindern erzählt“, fasst sie die Resonanz auf die gezeigten Exponate zusammen.

Jetzt ist ihr Buch von der gemeinnützigen Stiftung „Kreatives Alter“ der Züricher Privatbank Vontobel AG ausgezeichnet worden. Die Stiftung honoriert seit 17 Jahren qualitativ gehaltvolle Werke aus den Bereichen Literatur, Wissenschaft, Musik und Theater, und Margarete Schopen-Richter ist eine von 12 Preisträger:innen des diesjährigen Wettbewerbs, denen am 29. Oktober 2024 im Rahmen eines Festakts im Zunfthaus zur Meisen in Zürich eine Urkunde überreicht wird. Eine hochverdiente Würdigung ihrer literarischen Arbeit, Vergangenheit in die Gegenwart zu bringen durch ihre Texte, Fotos und die Wiedergabe prägender Momente. Der Vorstand vom Tuppenhof und das gesamte Tuppenhof-Team gratulieren Margarete Schopen-Richter zu dieser Auszeichnung (bh).-

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