
Literarischer Kaffeeklatsch mit Gabriele Strahl
Mithu Sanyal: „Antichristie“
Verlag Hanser
Mithu Sanyal, Mutter Deutsche, Vater Inder, ist eine Besonderheit in der deutschen Literaturszene. Ihr Schreibstil ist witzig, rasant (wie auf einer Achterbahn), ironisch, klug, kenntnisreich und dabei durchaus liebevoll.
Durga, die Protagonistin dieses Buches, 50 Jahre, ist Drehbuchautorin. Sie soll an einer Filmproduktion mitarbeiten, die sich möglichst kritisch mit den berühmten Agatha-Christie-Werken um Hercule Poirot auseinandersetzt. Das bleibt nicht unbemerkt, Demonstrationen stehen an, Shitstorm gratis. Und das im Todesjahr der Queen, 2022. Nicht genug mit diesen Verwicklungen wird Durga auch noch in das Jahr 1906 versetzt, in das so genannte „India-House“. Das ist ein Gebäude, in dem eine Reihe von Studenten aus Indien unterbracht ist: jung, radikal, tatkräftig. Sie wollen für die Unabhängigkeit Indiens kämpfen – durchaus nicht immer mit friedlichen Mitteln – und unter den Augen des argwöhnischen britischen Geheimdienstes. Was Durga erfährt (und mir ihr die Leser und Leserinnen), verändert ihren Blick auf die britische Geschichte und die Kolonialzeit in Indien.
Eintritt: 5 EUR