Ausstellungseröffnung
„Flickschuster und Repair-Cafés“
Vom Ge- und Verbrauchen der Dinge früher und heute
und Empfang zum 25jährigen Jubiläum des Museum Tuppenhof
Ausstellungsdauer: 12. Mai 2024 bis 11. August 2024
Öffnungszeiten:
Sa 14 – 18 Uhr
So 11 – 18 Uhr
Wenn sich heute am Schuh eine Sohle löst, die Schüssel einen Sprung oder die Socke ein Loch hat, ist das Schicksal des beschädigten Objekts besiegelt: Es wird weggeworfen! Den Schuh besohlen zu lassen, die Schüssel zu stabilisieren oder das Loch zu stopfen ist natürlich möglich, aber oft stehen der zeitliche Aufwand und die Kosten in keinem Verhältnis zu einem Neukauf. Neukaufen ist preiswerter als Selbstbauen, Flicken oder Schonen. Nicht das Material, sondern die Arbeitskraft ist heute kostbar und manchmal kaum zu bezahlen.
Das war nicht immer so. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren nicht die Kosten für die Herstellung eines Gegenstands das Problem, sondern die Beschaffung des Materials. Ob Metall, Holz, Textilien oder Papier – alle Rohstoffe waren nur mit großem Aufwand herzustellen und genossen daher hohe Wertschätzung. Wenn etwas beschädigt war, versuchte man es zu reparieren. War dies nicht möglich, so nutzte man das vorhandene Material weiter und fertigte etwas Neues daraus.
Eine Vielzahl von Berufen hatte sich auf die Erhaltung und Wiederherstellung oder die Sammlung und Weiterbearbeitung von beschädigten Gerätschaften konzentriert: Flickschuster, Scherenschleifer, Lumpenhändler, Altwarenhändler gehörten zum Bild der Dörfer und Städte ebenso dazu wie die Handwerker, die Neuware produzierten. Die Menschen verfügten zudem auch mehr als heute über die nötigen Fähigkeiten, ihren Besitzstand in Ordnung zu halten: Mädchen lernten in der Schule das Stopfen von Socken, Männer konnten Schuhe besohlen.
Auch wir haben heute wieder gelernt, das Material kostbar ist. Allerdings hat dieses neue Bewusstsein nur selten zu einem sorgsamen Umgang mit den Dingen geführt, sondern hat vielmehr eine blühende Müll-Recycling-Industrie hervorgebracht. Aber in den letzten Jahren scheint es ein Umdenken zu geben: Gesetze, die das Recht auf Reparatur von technischen Geräten festschreiben, oder Repair-Cafés, in denen sich Menschen treffen, um Dinge für den Weitergebrauch zu retten, deuten einen neuen – alten? – Umgang mit den kostbaren Ressourcen an.
Die Ausstellung soll den Bogen schlagen von dem Umgang mit den Dingen in der Vergangenheit hin zum Ge- und Verbrauch von Material in der heutigen Gesellschaft und so zum neuen Blick auf die alten Dinge in der eigenen Umgebung einladen.
Die Ausstellung ist Teil der Ausstellungsreihe ERDUNG des Museumsnetzwerkes Rhein-Maas.